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Im Winter 1871 – im zu Ende gehenden Deutsch-Französischen Krieg – überschritten innert drei Tagen über 87‘000 Soldaten der französischen Ost-Armee (Bourbaki-Armee) bei Les Verrières, St. Croix, Vallorbe und Ballaigues die Schweizer Grenze. Die Soldaten waren miserabel ausgerüstet, physisch und moralisch in einem desolaten Zustand. Als nicht Krieg führendes neutrales Land konnte die Schweiz die Bourbaki-Armee bis zum Ende des Konflikts internieren. Nach der Entwaffnung wurden die Soldaten durch die lokale Bevölkerung, trotz Ängsten und Verunsicherungen, verpflegt und medizinisch versorgt und in 188 Schweizer Gemeinden untergebracht. Kulturelle Grenzen wurden aufgebrochen, die Angst vor den Unbekannten wich Solidarität, Neugier und Gastfreundschaft. Am Ende des Krieges waren aus den Fremden, den «ungebetenen Gästen», vielerorts Freunde geworden. Das Rundbild «Bourbaki Panorama» – 1881 von Edouard Castres gemalt – führt das Elend vor Augen, das kriegerische Konflikte auslösen können. Es stellt dar, wie Zivilgesellschaft, Staat und Hilfswerke diese gewaltige Aufgabe mit einer selbstverständlichen Solidarität angepackt haben, was bis heute die humanitäre Tradition der Schweiz zementiert. |